Grund unserer Sumatra-Reise war unter anderem, dass wir hier Orang Utans in freier Wildbahn sehen können. Es stellte sich daher die Frage, wo in Sumatra Dschungel-Trekking am besten möglich ist. Bei unseren Recherchen stießen wir schnell auf den Ort Bukit Lawang. Hier gab es vor einigen Jahren ein Rehabilitationscenter für Orang Utans, deren Nachfahren noch immer in der Nähe des kleinen Ortes im Dschungel des Gunung Leuser Nationalparks leben. Der Ort hat sich das zunutze gemacht und bietet zahlreiche Touren zur Orang Utan-Beobachtung an.
Nach weiterer Suche entdeckten wir zudem den Ort Ketambe, der ebenfalls am Gunung Leuser Nationalpark liegt, aber weniger bekannt ist. Fraglich war daher, welchen Ort wir wählen sollten, um die roten Waldmenschen (genau das heißt Orang Utan nämlich auf deutsch: Orang = Mensch, Utan = Wald) kennenzulernen. Das touristische Bukit Lawang oder den Geheimtipp Ketambe? Oder doch einfach beide?
Wir haben uns für letzteres entschieden und es nicht bereut. Um dir eine Entscheidungshilfe zu geben, stelle ich dir nun beide Orte vor und fasse die Vor- und Nachteile am Ende noch einmal zusammen.
1. Sumatra Dschungel-Trekking: Bukit Lawang
Bukit Lawang liegt im Osten des Gunung Leuser Nationalparks und etwa 80km von Medan bzw. 100km vom Flughafen Kuala Namu entfernt. Von 1973 bis 2002 wurden hier in einem Rehabilitationszentrum in Gefangenschaft aufgewachsene Orang Utans auf die Auswilderung vorbereitet. Noch bis etwa 2015 gab es eine Fütterungsplattform, die die Tiere regelmäßig mit Futter versorgte. So hat sich hier schon relativ früh der Tourismus etabliert. Viele der in der Nähe von Bukit Lawang lebenden Orang Utans sind daher an Menschen gewöhnt und können als „halb-wild“ bezeichnet werden.
Dies hat den Vorteil, dass du auch bei kurzen Dschungel-Touren in der Regel Orang Utans sehen wirst. Da einige Guides die Tiere füttern, kommen sie manchmal sogar sehr nah. Allerdings würde ich zum Schutz der Tiere vom Füttern abraten.
Die hohe Bekanntheit von Bukit Lawang führt jedoch dazu, dass es im Dschungel schon mal recht voll werden kann. Außerdem sind die Orang Utans zwar in freier Wildbahn, zeigen aber eben häufig kein komplett wildes Verhalten, was auch als Nachteil gesehen werden kann.
1.1 Anreise nach Bukit Lawang
Um von Medan nach Bukit Lawang zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen fährt wohl vom Busbahnhof aus regelmäßig ein Bus nach Bukit Lawang. Hier fragst du am besten in deiner Unterkunft nach. Zudem kann man natürlich auch mit dem Taxi fahren, was aber sicherlich die teuerste Variante ist.
Wir haben uns für ein Sammeltaxi entschieden, da dieser Transport bei unserer Trekking-Tour kostenlos angeboten wurde. Das Taxi hat uns und alle anderen Gäste vom Hotel abgeholt und direkt zum Busbahnhof in Bukit Lawang gebracht. Dort wurden wir von unserem Tourguide abgeholt und zur Unterkunft begleitet. Quasi ein Rundum-sorglos-Paket. Auch wenn das Sammeltaxi nicht bei jedem Touranbieter kostenlos ist, bieten normalerweise dennoch alle an, den Transport zu organisieren. Falls du dich noch nicht für einen Touranbieter entschieden hast, frage einfach in deiner Unterkunft in Medan oder Bukit Lawang nach.
Die Organisation der Anreise ist wirklich unkompliziert, da sehr viele Touristen von Medan nach Bukit Lawang möchten. Die Fahrt dauert, je nach Verkehr und Fahrstil, etwa 4 Stunden.
1.2 Unterkünfte in Bukit Lawang
Eine Unterkunft in Bukit Lawang zu finden dürfte gar kein Problem sein. Das kleine Dorf besteht gefühlt fast nur aus Unterkünften. Einige findet man bei booking.com oder Tripadvisor, aber auch spontan sollte immer etwas zu finden sein. Wir haben uns für das Junia Guesthouse entschieden und waren damit sehr zufrieden. Unser Zimmer war gemütlich und das Essen im anliegenden Restaurant super lecker. Auch die Smoothies haben wir gut vertragen und die Gastgeber waren immer sehr freundlich und hilfsbereit.
1.3 Trekking-Touren in Bukit Lawang
Die Tour war zwar etwas anstrengend, da wir bei recht schwülem Klima die Hügel hochgeklettert sind, hat aber viel Spaß gemacht. Wir haben einige Orang Utans und auch viele andere Tiere gesehen. Die Wahrscheinlichkeit Orang Utans zu sehen liegt in Bukit Lawang bereits bei kurzen Touren bei nahezu 100%, da die halb-wilden Orang Utans an Menschen gewöhnt sind und nur wenig Abstand halten. Abgerundet werden alle Touren (bis auf die Dschungeldurchquerung) mit einer Raftingtour in großen Reifen auf dem Fluss Bohorok. Ein großer Spaß.
2. Sumatra Dschungel-Trekking: Ketambe
Ketambe ist ein kleiner Ort im Gunung Leuser Nationalpark. Da es grundsätzlich weniger bekannt und auch schwieriger zu erreichen ist als Bukit Lawang, ist es weit weniger touristisch und damit immer noch ein kleiner Geheimtipp.
Der Vorteil ist hier, dass es sehr viel ruhiger ist. Im Dschungel wirst du ein wesentlich authentischeres und auch wilderes Erlebnis haben, da die Orang Utans hier komplett wild leben und nicht an Menschen gewöhnt sind. Auch die Menschen sind hier weniger an Tourismus gewöhnt, sodass du das „echte Leben“ miterleben kannst.
Das hat natürlich zugleich den Nachteil, dass die Organisation und Kommunikation teilweise etwas schwieriger ist. Für uns hat es das Ganze nur noch interessanter und spannender gemacht, sodass wir Ketambe trotzdem sehr empfehlen können.
2.1 Anreise nach Ketambe
Von Medan aus gibt es mehrere Möglichkeiten, nach Ketambe zu reisen. Zum Einen kann man wohl mit dem Flugzeug nach Kutacane fliegen und von dort aus weiter mit dem Bus fahren. Alternativ ist die Reise nach Kutacane auch mit einem Bus oder direkt von Medan nach Ketambe mit dem Minibus möglich.
Wir haben uns dafür entschieden, von Bukit Lawang einen privaten Transfer nach Berastagi zu nehmen und von dort am nächsten Tag nach Ketambe zu fahren. Organisiert wurde das jeweils von unserer Unterkunft. Im Nachhinein würde ich aber empfehlen, einfach direkt nach Ketambe durchzufahren und auf dem Rückweg länger in Berastagi zu bleiben. Der Transfer hat pro Tag umgerechnet etwa 50 Euro gekostet, dafür fährt der Fahrer auf Wunsch aber auch weitere Sehenswürdigkeiten an.
Die Anreise von Medan aus dauert etwa 8 Stunden, die Straßen sind erstaunlicherweise besser als nach Bukit Lawang. Lasst euch von Google Maps nicht irritieren. Man kann von Kutacane nach Ketambe durchfahren, auch wenn die Straße dort komischerweise nicht eingezeichnet ist.
2.2 Unterkünfte in Ketambe
Die Auswahl an Unterkünften in Ketambe ist wesentlich geringer als in Bukit Lawang. Wir sind durch Zufall online auf das Leuser Guesthouse Ketambe gestoßen, das mitten im Dschungel liegt und uns super gefallen hat. Mit der Gastgeber-Familie kann man einfach per WhatsApp Kontakt aufnehmen. Allerdings ist deren Englisch mündlich besser als schriftlich, da sie sich die Sprache selbst beigebracht haben. Die Kommunikation hat trotzdem auch vorab geklappt.
Meine Tripadvisor-Bewertung beschreibt die Erfahrungen mit diesem Gasthaus:
Das Leuser Ketambe Guesthouse ist nicht ganz leicht zu finden. Von Kutacane kommend muss man einmal komplett durch Kemtambe durchfahren. Ein paar Hundert Meter nach dem Ortsausgang ist auf der linken Seite ein Eingangsschild des Gasthauses zu finden, hinter dem eine kleine Straße in den Dschungel führt. Am Ende der Straße, in wunderschöner Lage mitten im Dschungel, befindet sich das Gasthaus.
Hier kann man häufig verschiedene Tiere beobachten (wir haben Thomas Leaf Monkeys, Long-tailed-macaques und sogar einen Black Gibbon gesehen, manchmal kommen wohl auch Orang Utans vorbei) und sich auf der gemütlichen Terrasse entspannen. Die Gastgeber, Mus und seine Frau, waren super nett und sprechen gut englisch. Wir haben an beiden Abenden unseres Aufenthaltes zusammen gesessen und viel erzählt. Auch das Essen war sehr lecker.
Die Zimmer sind sauber und zweckmäßig eingerichtet. Auf Nachfrage erhält man ein Moskitonetz und Handtücher. Im Badezimmer befindet sich eine westliche Toilette, allerdings ohne fließendes Wasser, und ein traditionelles Schöpfbad (mit dem auch die Toilette gespült wird). Man darf also keine westlichen Standards erwarten, aber gerade das hat uns gut gefallen und wir wären gerne noch länger geblieben.
Mus hat uns auch einen Guide für unser Dschungeltrekking und einen Fahrer nach Berastagi vermittelt.
Falls man das Gasthaus nicht findet, einfach in Ketambe selbst bei Pakmus‘ Guesthouse nachfragen. Pakmus ist Mus‘ Vater und hat uns, da wir das Gasthaus zunächst auch nicht gefunden haben, dort hingefahren.
2.3 Trekking-Touren in Ketambe
Auch in Ketambe kann man zwischen ein- und mehrtägigen Trekking-Touren wählen. Im Gegensatz zu Bukit Lawang ist die Auswahl online allerdings eher gering. Wir haben uns für eine zweitägige Tour entschieden und einfach zum Preis von 800.000 IDR/ca. 46 € pro Person über unser Gasthaus gebucht. Das ging schnell und unkompliziert, allerdings konnte unser Guide leider nicht sehr viel Englisch. Die Kommunikation hat trotzdem irgendwie geklappt und unterwegs haben wir immer mal andere Guides getroffen, die dolmetschen konnten.
Auf Wunsch bekommt man vom Gasthaus auch „leechsocks“, einen Schutz gegen Blutegel. Gerade, wenn es geregnet hat, kommen diese gerne heraus und setzen sich an die Beine. Das ist zwar nicht gefährlich und soweit ich weiß auch nicht sonderlich schmerzhaft, aber durchaus etwas eklig. Auf diese Erfahrung wollten wir lieber verzichten.
Die Trekking-Tour selbst war einfach super. Der Dschungel macht insgesamt einen wesentlich wilderen Eindruck als in Bukit Lawang und wir sind trotz Hauptsaison nicht ständig auf andere Touristen getroffen. Natürlich ist es auch etwas schwieriger, Orang Utans zu entdecken. Dafür sind diese aber wirklich wild. Am ersten Tag unserer Tour hatten wir das Glück, mehrere Orang Utan-Mütter mit ihren Babys beobachten zu können. Außerdem haben wir „Papa-Orang Utan“ kennengelernt, ein ausgewachsenes Männchen, das aus den Baumkronen mit Ästen nach uns geworfen hat, um sein Revier zu verteidigen. Natürlich hat er gewonnen und wir haben uns zurückgezogen, aber es war ein wirklich spannendes Erlebnis.
Übernachtet wird gemeinsam mit anderen Kleingruppen an einem kleinen Fluss, in dem man auch baden kann. Am nächsten Tag haben wir heiße Quellen besucht und noch viele andere Tiere gesehen, bevor es zurück in unsere Unterkunft ging.
3. Sumatra Dschungel-Trekking: Vergleich Bukit Lawang und Ketambe
Die nachfolgende Tabelle fasst die jeweiligen Vor- und Nachteile eines Dschungel-Trekkings in Bukit Lawang und Ketambe noch einmal zusammen:
Bukit Lawang
- leicht und schnell von Medan erreichbar
- preisgünstige Anreise
- große Auswahl an Unterkünften
- online buchbar
- touristisch
- gute Englischkenntnisse
- hohe Wahrscheinlichkeit, Orang Utans zu sehen
- Raftingtour meist inkl.
- Orang Utans „halbwild“
- Tiere an Menschen gewöhnt
- Dschungel oft recht voll
- durch starken Tourismus weniger authentisch
Ketambe
- authentischer
- wilde Orang Utans
- viele weitere wilde Tiere
- weniger Touristen, daher „echteres“ Dschungelerlebnis
- heiße Quellen
- schwerer zu erreichen
- Anreise von Medan länger und teurer
- schwerer vorab planbar
- weniger Englischkenntnisse
Auch wenn Bukit Lawang auf den ersten Blick mit mehr Vorteilen punktet, kann ich Reisenden, die in Sumatra Dschungel-Trekking machen möchten und ein ursprüngliches und authentisches Erlebnis bevorzugen, Ketambe sehr empfehlen. Die Menschen sind sehr nett und hilfsbereit, der Dschungel wesentlich „menschenleerer“.
Letztlich bieten aber beide Orte viele Vorteile, sodass jeder selbst entscheiden kann, was wichtig ist. In beiden Fällen sind unvergessliche Erlebnisse sicher.
Hast du schon einmal einen der beiden Orte besucht? Oder vielleicht sogar beide? Wie hat es dir gefallen und was kannst du besonders empfehlen? Ich freue mich über deinen Kommentar.